Elektrische Kardioversion
Kardioversion nennt man die Wiederherstellung des normalen Herzrhythmus (Sinusrhythmus) beim Vorliegen von Herzrhythmusstörungen, meist Vorhofflimmern, seltener supraventrikulären,ventrikulären Tachykardien oder Vorhofflattern.
Bei der elektrischen Kardioversion wird der Schock im Gegensatz zur Defibrillation mit einer geringeren Initialdosis (meist 50-100 Joule) abgegeben und getriggert ausgelöst. Das bedeutet, dass das Gerät die R-Zacke im EKG, also den Zeitpunkt der Kontraktion der noch synchron arbeitenden Herzmuskelzellen registriert und den Schock gleichzeitig dazu appliziert. Dies reduziert das Risiko von Kammerflimmern.
Praktische Durchführung einer Kardioversion
Wenn der Beginn des Vorhofflimmerns nicht mehr als 48 Stunden zurückliegt, kann ohne Antikoagulation kardiovertiert werden.Ist dies nicht der Fall muss eine mindestens 3 bis 4-wöchige medikamentöse Blutverdünnung z.B. mit Marcumar® durchgeführt und mittels einer TEE (Transösophageale Echokardiografie) muss manchmal zusätzlich ein Vorhofthrombus ausgeschlossen werden.
Begleitend zur elektrischen Kardioversion wird die medikamentöse Gabe von Amiodaron (Cordarex) empfohlen. Der durch die Kardioversion erreichte Sinusrhythmus wird dadurch stabilisiert.
Moderne Defibrillatoren arbeiten biphasisch. Das bedeutet, dass von der Ausgangsstufe nicht nur ein Stromstoß abgegeben wird, sondern dass durch Spannungswechsel an den Paddles auch Stromstöße in umgekehrter Richtung abgegeben werden. Biphasische Geräte ermöglichen damit, bei gleicher Effektivität mit geringerer Energieabgabe und geringerer Schädigung des Herzmuskels auszukommen.Moderne biphasische Defibrillatoren messen vor der Energieabgabe den Körperwiderstand (Impedanz) des Patienten mittels der aufgeklebten Elektroden und passen Stromstärke und Spannung an diesen Widerstand an. Patienten mit geringer Impedanz erhalten so weniger Strom als z.B. übergewichtige, große Patienten.
Es wird ein venöser Zugang benötigt.. Durch den anwesenden Anästhesisten wird ein Kurznarkotikum injiziert, das zu einem einige Minuten anhaltende Narkosezustand führt. Während der kurzen Narkose wird der sehr kurze Stromstoß über die aufgelegten Elektroden gegeben, der den Herzrhythmus normalisieren soll.
Bereits wenige Minuten nach der elektrischen Kardioversion ist das volle Bewusstsein wieder hergestellt. Aus Sicherheitsgründen werden die behandelten Patienten für einige Stunden über einen EKG-Überwachungsmonitor beobachtet.
Komplikationsmöglichkeiten
Die elektrische Kardioversion von Vorhofrhythmusstörungen ist eine risikoarme Behandlungsmethode. Komplikationsmöglichkeiten sind Nebenwirkungen der Narkose-Medikamente oder Aspiration von Mageninhalt im Rahmen der Narkose. Die Behandlung wird daher immer nüchtern durchgeführt. Während oder nach der elektrischen Kardioversion kann es in seltenen Fällen (weniger als 0,5%) zum Auftreten von Embolien oder Schlaganfällen durch das Loslösen von bereits vorhandenen Gerinnseln aus dem Vorhof kommen. Durch eine optimale medikamentöse Vorbehandlung zur Blutverdünnung lässt sich dieses Risiko minimieren. Durch die Stromabgabe über die Haut kommt es zu einer vorübergehenden Rötung im Bereich der Elektrodenauflagefläche. Ein Gefühl ähnlich eines Muskelkaters im Brustbereich kann in den ersten Tagen nach der Kardioversion auftreten.
Eine Kardioversion ist keine Garantie dafür, dass ein Vorhofflimmern künftig ausbleibt. Daher erfolgt in der Regel eine Langzeittherapie in medikamentöser Form (Amiodaron oder Sotalol) unter EKG-Kontrolle. Die zweite Möglichkeit besteht darin über eine elektrophysiologische Untersuchung (EPU) die Hauptursache des Vorhofflimmerns mittels Ablation oder Isolation zu beheben.
Allgemeine News
MRSA ernst nehmen
Es gibt mehr und mehr Krankheitserreger, die gegen Medikamente widerstandsfähig werden und deshalb immer schwerer behandelt werden können. Häufig wird diese Problematik unter dem Stichwort MRSA beschrieben, obwohl MRSA nur eine...
mehr Infos
Welt-AIDS-Tag 2012
Am ersten Dezember wird in vielen Ländern der Welt für Solidarität mit HIV-Positiven und AIDS-Kranken geworben. Dieses Jahr geht es in Deutschland vor allem um die Schwierigkeiten, mit denen Infizierte am Arbeitsplatz...
mehr Infos
Psychisch krank – Was sage ich wem? Zum Umgang mit dem psychiatrischen Stigma
Eine der häufigsten Sorgen meiner Patientinnen und Patienten kreist um die Frage des richtigen Umgangs mit ihrer Erkrankung gegenüber ihrem sozialen und insbesondere auch beruflichen Umfeld. Typische Fragen an mich...
mehr Infos
Befragung von Pflegenden Angehörigen
Sich um einen dementen Angehörigen zu kümmern heißt meist auch, das eigene Leben anzupassen. Durch die Betreuungsaufgaben bleibt oft weniger Zeit und Flexibilität, um eigene Freundschaften zu pflegen.Zwar gibt es vielerorts...
mehr Infos
Smartphones helfen Lebensrettern
Etwa 55 000 Menschen in Deutschland erlitten im Jahr 2010 einen tödlich verlaufenden Herzinfarkt (Quelle: Statistisches Bundesamt). Es kommt nicht mehr genug Blut zum Herzmuskel. Es geht um Minuten. Der Sauerstoff- und...
mehr Infos